Die falschen Schuhe. Ein Roman über Magersucht und BulimieOverlay E-Book Reader

Die falschen Schuhe. Ein Roman über Magersucht und Bulimie

E-Book (EPUB) - Erscheinungsjahr 2020von Susanna Länger

Kurztext / Annotation
Sophie wird zu Beginn der Pubertät magersüchtig. Für ihre Mutter bricht eine Welt zusammen. Wie konnte so etwas passieren? Immer hat sie auf ihr jüngstes, braves Kind besonders geachtet. Die Familie kann die Tatsache, dass jede Essstörung unbewältigbaren Druck erzeugt, nur schwer akzeptieren. Erst als Sophie beschließt bei ihrem ältesten Bruder in Paris zu leben, findet sie etwas Abstand. Es beginnt eine Zeit der Reife, der Loslösung und letztlich der Heilung

Textauszug

Gewidmet meinem Mann und meinen drei wunderbaren Kindern.
Kapitel 1

Bereits beim Läuten an der Haustüre wusste Anna, ob es bei Sophie in der Schule gut oder weniger gut gelaufen war. Schlecht lief es ohnedies nie. Flüchtig und ein wenig unpersönlich erkundigte sie sich nach ihrem Tag. Es interessierte die Mutter nicht wirklich, denn sie wusste die Antworten, bevor das Kind antwortete. Etwas anderes hätte sie nicht akzeptiert und auch nicht verziehen.

So war sie nicht besonders überrascht, als Sophie, die eigentlich in der Familie immer Soferl, manchmal auch "das Soferl", genannt wurde, strahlend verkündete, dass sie den Chemie-Test zurückbekommen hatte.

Aber das hörte Anna schon gar nicht mehr. Versunken dachte sie an die Worte des Volksschullehrers, als sie das erste Mal zu ihm in die Sprechstunde kam. Sophie sei ja so ein liebes, gutes Kind, sie wäre eine Bereicherung für jede Gemeinschaft. Sie sei der personifizierte Ausgleich in der Klasse. Wenn irgendwo eine Unstimmigkeit herrschte, käme sie dazu und schon wäre der Streit geschlichtet. Was für ein Kind. Was für eine Bürde. Bei Soferl gab es noch nie Probleme, das konnte Anna mit Stolz behaupten. Wenn sie da an ihre eigene Schulzeit dachte ...

"Wasch dir die Hände, wir können gleich essen." Die Mutter versuchte einen ungezwungenen Ton in ihre Stimme zu legen, so als ob alles in Ordnung wäre.

"Danke nein, ich habe keinen Hunger, ich möchte jetzt nichts", Soferls gute Laune verdüsterte sich ein wenig. Sie wollte in ihr Zimmer gehen und keine endlosen Debatten mit ihrer Mutter führen, warum sie nun wieder nichts aß. Sie wurde dann in eine Erklärerrolle gedrängt und meistens auch zum Schwindeln verleitet. Es tat ihr jedes Mal leid, wenn sie ihre Mutter anlog, aber irgendeine Ausrede musste sie erfinden, warum sie schon wieder keinen Hunger beziehungsweise keine Lust aufs Mittagessen hatte. Sie wurde regelrecht gezwungen zum Lügen. Es fielen ihr dann Sätze ein, wie: "Ich habe mein Jausenbrot erst spät gegessen, oder die Luise hatte Geburtstag und du weißt ja, wie ihre Mutter ist. Sie bringt immer kiloweise Kuchen mit in die Schule, den wir dann in den Pausen essen."

Es war kein angenehmes Gefühl für Soferl ihre Mutter anzuschwindeln, aber es blieb ihr nichts anderes übrig und danach hatte sie überhaupt keinen Appetit mehr auf ein Mittagessen.

Am Nachhauseweg überlegte sie manchmal, doch etwas zu essen. Es roch oft lecker.

Mami kocht echt gut und jetzt auch meistens was ich mag, stellte sie mit einer gewissen Befriedigung fest.

"Was war in der Schule?", fragte die Mutter gedankenverloren noch einmal.

Nie hört sie zu, dachte das Mädchen, sagte aber freundlich, wie es ihre Art war: "Es war nichts besonderes in der Schule. Auf den Chemie-Test habe ich einen Zweier." Sie erhielt keine Antwort.

"Warum sagst nichts?" Nach kurzem Zögern fragte sie weiter: "Ich freu mich, hab alle Formeln gut hinschreiben können und es war auch schwer." Soferl wirkte nicht mehr so strahlend wie beim Heimkommen.

Ist ihr das jetzt nicht gut genug, dachte sie. "Na, ja, ein Einser ist es nicht, aber ich kann mir das noch ausbessern, ich mach ein Referat, dann bekomme ich den Einser ins Zeugnis."

"Ja, das wäre schön", erwiderte die Mutter halbherzig. Es sollte freundlich klingen, aber Soferl glaubte doch eine gewisse Enttäuschung herauszuhören. Die ganze Freude über die gute Note war ihr mit einem Mal genommen. Dann gab es auch noch Brokkoliauflauf und Paradeisersalat.

"Den kann ich von allen essbaren Dingen am wenigsten leiden", murmelte Soferl vor sich hin. Jetzt war ihr der Tag wirklich verdorben und um das Maß so richtig voll zu machen,

Beschreibung für Leser
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Produktinformation

Seitenzahl 270
Erscheinungsjahr 2020
VerlagVerlagshaus Hernals
SpracheDeutsch
Zusatzinformationen 270 Seiten
ISBN 978-3-902975-45-4

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