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Ziemlich tote Dinge

E-Book (EPUB) - Erscheinungsjahr 2021von Kristen Arnett
Übersetzt von: Brigitte Jakobeit

Kurztext / Annotation
Zutiefst morbide, skurril-komisch und voller Wärme
Beim Betreten des Tierpräparationsgeschäfts ihrer Familie in Florida findet Jessa-Lynn Morton ihren Vater eines Morgens tot auf - er hat Selbstmord begangen. Obwohl sie unter Schock steht, muss Jessa in der kommenden Zeit versuchen, den Ruin des Geschäfts abzuwenden.
Alle Familienmitglieder gehen auf ihre eigene Weise mit dem Verlust um. Jessa trinkt zu viel billiges Bier. Ihre Mutter inszeniert die ausgestopften Tiere in absurden Posen im Schaufenster. Ihr Bruder Milo zieht sich ganz zurück. Und Milos Frau Brynn - die einzige Person, die Jessa je geliebt hat - verschwindet ohne ein Wort des Abschieds. Dann eskaliert das Kunstprojekt ihrer Mutter völlig - unter anderem gipfelt es in einem ausgestopften Büffel in einer sexuell anzüglichen Stellung. Wie soll diese Familie je wieder zusammenfinden?
Das tragikomische Porträt einer Familie, die um ihre Lebenden und ihre Toten trauert und daran fast zerbricht.»[...] Viel Herzenswärme und Intelligenz. Mit ihrem Romandebüt hat Kristen Arnett eine sehr eigenwillige, aber auch sehr lesenswerte Familiengeschichte geschaffen.« Yannic Niehr, Belletristik-Couch, 26.10.2021

Kristen Arnett ist eine queere Autorin, die 2017 für ihren ersten Erzählungsband den Coil Book Award gewann. Ihre Essays und Erzählungen sind in diversen Zeitschriften erschienen. Der New York Times-Bestseller »Ziemlich tote Dinge« ist ihr erster, von der Presse hochgelobter Roman.

Textauszug
WEISSWEDELHIRSCH - DERMATOFIBROM BEIM SCHALENWILD So durchtrennen wir die Haut: vorsichtig, das versteht sich von selbst. Präzise schneiden klingt, als wäre es dasselbe, doch das stimmt nicht. Stellen Sie sich vor: Sie haben das Fleisch einer Mango für eine Schüssel Obstsalat von Schale und Kern getrennt. Sind Sie dabei sorgfältig vorgegangen und haben das süße gelbe Fleisch erhalten, oder haben Sie es mit der klinischen Distanz eines Chirurgen getan? Es braucht ein bisschen Zärtlichkeit. Ein bisschen Liebe. Worte unseres Vaters, als er sein Messer in die Haut eines Weißwedelhirschs versenkte. Das war ungewöhnlich. Normalerweise durften wir nie nah an den Tisch ran, wenn er arbeitete. Du musst es wollen. Er zeigte auf die Kehle, klopfte leicht mit der Fingerspitze drauf. Du fängst unter dem Halscape an, hier. Als würdest du den Reißverschluss einer Jacke aufziehen. Milo und ich drängten uns auf je einer Seite an den Metalltisch, während unser Vater behutsam den Körper öffnete, seine Hände in den blauen Handschuhen bewegten sich ruhig, als entbände er ein Kind. Wir waren neun und zehn, das Geschäft mit den Tieren war unser persönlicher Spielzeugladen. Andere Kinder hatten Plüschtiere; wir hatten präparierte Glattechsen, auf Trägerbrettchen gesetzte Barsche und Geweihe mit Lasurbeschichtung. Jetzt macht mal ein bisschen Platz, Kinder. Wir traten jeder einen halben Schritt zurück, rückten nach ein paar Sekunden wieder näher. Der Hirsch war riesig, ich hatte aber schon größere gesehen. Er war bereits ausgeblutet und lag schlaff da, die Beine von sich gestreckt wie eine zerlegte Puppe. Es war ein Neunender, und der Mann, der ihn uns gebracht hatte, ein Stammkunde, jemand, mit dem mein Vater manchmal ein Bier im Wohnzimmer trank. Warum der ganze Hirsch? Hier ging es nicht nur um eine kleine Kopftrophäe - das gesamte Tier sollte aufgesetzt werden: Brust, Hintern, Beine. Mir war unbegreiflich, wieso jemand das ganze Ding als Trophäe behalten wollte; die meisten Jäger ließen nach dem Aufbrechen die Eingeweide einfach im Wald verrotten. Die Augen unseres Vaters strahlten vor Aufregung. Für ihn war das eine neue Herausforderung, eine Möglichkeit, seine Arbeit kreativ zu gestalten. Er summte leise vor sich hin. Ich hätte gern gesungen. Die brummende Klimaanlage kühlte den Raum, aber es war noch feucht genug, dass mir Schweiß über der Lippe stand. Das Schild vor dem Laden war so groß und gelb wie früher, als mein Großvater das Geschäft führte: MORTON'S TAXIDERMY (& MORE). Auf der Markise wurden Sonderangebote angepriesen, alles, was in der Woche gerade im Überschuss vorhanden war: Schweineohren, Hirschgeweihe, Kaninchenfelle. Unser Vater schaute uns beim Sprechen nicht an, seine Stimme glich einem leisen Summen in meinem Hirn. Der Kunde merkt, wenn man nicht mit Fingerspitzengefühl an die Sache geht. Dann sieht es nicht echt aus. Auf dem Boden standen Eimer für Innereien, die die Kunden noch nicht entfernt hatten, weiße Plastikkübel, in denen früher mal Gewürzgurken in gelber Lake lagen. Manche Innereien hoben wir auf, andere nicht, wir sorgten aber immer dafür, dass der Boden sauber war. Der Geruch von Bleiche hing in meinem wuscheligen dunklen Haar, obwohl meine Mutter mir einen Zopf geflochten hatte. Milo und ich trugen alte Supermarktschürzen, wie die Jungen, die bei Publix an der Kasse beim Einpacken halfen, an Hals und Rücken mit Doppelknoten gebunden. Obwohl ich ein Jahr älter war, überragte mich Milo um einen halben Kopf - er war größer als alle in der vierten Klasse. Wir beugten uns näher zu unserem Vater und versuchten die Bewegungen des Messers zu verfolgen, bis er sich räusperte und wir beide wieder einen Schritt zurücktraten. Er trug eine schwarze Gummischürze, die er immer am Wasch

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

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Produktinformation

Seitenzahl 432
Erscheinungsjahr 2021
VerlagEcco Verlag
SpracheDeutsch
Zusatzinformationen 432 Seiten
ISBN 978-3-7530-5007-2
Auflage 1. Auflage

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